Dorfgemeinschaftshäuser 2.0

Beitragsbild zu Dorfgemeinschaftshäuser 2.0

Die aktuelle Verwaltungsarbeit produziert im herkömmlichen Sinne am Arbeitsplatz des Sitzungsdienstes noch enorm viel Papierausdrucke und konservative Postlaufwege. Die Kommune wird mit einem Ratsinformationssystem ausgestattet um die kommunalen Vertreter*innen transparenter und schneller zu informieren.

Dorfgemeinschaftshäuser 2.0 stehen für lebendige, multifunktionale Orte und Treffpunkte. Digitale Werkzeuge erleichtern ihre gemeinschaftliche Nutzung und Organisation. An Pilotstandorten sollen neue Nutzungsideen ausprobiert und erlebbar gemacht werden sowie insgesamt zu einer größeren Sichtbarkeit und größeren Wertschätzung der dörflichen Gemeinschaften beigetragen.

Handlungsbedarfe | Sowohl Wiesenburg/Mark als auch Bad Belzig setzen sich aus einem Zentrum und vielen kleineren Ortsteilen zusammen. Die Ortsteile, die vor ihrer Eingemeindung in den frühen 2000er Jahren eigenständige Dörfer und Gemeinden bildeten, besitzen noch heute einen starken Innenbezug und eigene Infrastrukturen. In der Gemeinde Wiesenburg/Mark verfügen alle Ortsteile über ein Dorfgemeinschaftshaus und auch im Großteil der Bad Belziger Ortsteile ist ein solches vorhanden. Die Gebäude sind oft ortsprägend und werden mit vielen Geschichten verbunden. Sie variieren stark in Größe und Ausstattung, stellen jedoch wichtige Begegnungsorte dar und werden aktuell vor allem für Veranstaltungen und Vereins- und Beiratssitzungen sowie von den Feuerwehren genutzt. Gleichzeitig entstehen nicht unbeträchtliche Kosten für den Erhalt und Betrieb dieser Gebäude. Die Betreuung der Häuser und damit verbundene Aufgaben wie die Kontrolle auf Sauberkeit und Vollständigkeit der Ausstattung liegen oftmals auf den Schultern von Ehrenamtlichen.

Die Ortsteile verändern sich zusehends hinsichtlich ihrer Einwohnerzahl und demografischen Struktur. Soziale Treffpunkte und Angebote wie Gastronomie oder Einzelhandel gehen verloren. In Gesprächen mit verschiedenen Ortsbeiräten, Einwohnerinnen und Einwohnern u. a. im Rahmen von Vorab-Gesprächen, der Landinventur und der ersten Maßnahmenbündel-AG zu dem Thema am 4. April 2023 wurde in diesem Zusammenhang vielfach der Wunsch geäußert, die Ortsmitten wieder stärker zu beleben, ihre Aufenthaltsqualität zu erhöhen und die Dorfgemeinschaftshäuser intensiver, generationsübergreifend und inklusiv zu nutzen.

Jeder Ortsteil steht dabei vor eigenen Herausforderungen und stellt unterschiedliche Bedarfe und Anforderungen an ein Dorfgemeinschaftshaus. Allen gemeinsam ist jedoch die unzureichende Internetanbindung und fehlende Barrierefreiheit, die die Nutzungsmöglichkeiten der Häuser teilweise stark einschränkt und verschiedene potenzielle Nutzergruppen wie Menschen mit körperlichen Einschränkungen aber auch Jugendliche abschrecken könnte. Letzt genannte Bevölkerungsgruppen sind aufgrund ihres Alters oder eines Handicaps oftmals auch in ihrem Aktionsradius und ihrer Mobilität eingeschränkt. Passende Angebote in den Dorfgemeinschaftshäusern vor Ort können so einen Beitrag zur Verkehrsvermeidung und zur Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen leisten, indem Fahrten erst gar nicht notwendig werden.

Ziele

Leitziele

Starke Verbindungen

Lebendige Zentren

Unterziele

Wir bringen Menschen zusammen, schaffen Räume des Austausches und stellen hierfür (digitale) Infrastrukturen zur Verfügung

Wir schaffen Möglichkeiten zum Teilen und zur gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen wie Wissen, Kompetenzen, Räumen, Geräten und Materialien

Wir schaffen attraktive öffentliche Räume und Begegnungsstätten mit hoher Aufenthaltsqualität

Wir unterstützen die Weiterentwicklung von Dorfzentren durch das Zusammenführen unterschiedlicher Funktionen und Nutzungen sowie die Schaffung neuer (digitaler) Angebote

Ziele des Maßnahmenbündels

Stärkere/effizientere Nutzung und höhere Auslastung der Dorfgemeinschaftshäuser

Belebung der Ortsmitte und Bereitstellung von Räumlichkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten für unterschiedliche Nutzergruppen und Generationen

Wirkungsindikatoren

Anzahl der Nutzenden von Angeboten der Dorfgemeinschaftshäuser

Anzahl der Teilnehmenden an Veranstaltungen

Zufriedenheit der BesucherInnen/AnwohnerInnen/Gewerbetreibenden

Anzahl BesucherInnen und GestalterInnen des Ortsteilefestes

Maßnahmen

Das Maßnahmenbündel „Dorfgemeinschaftshäuser 2.0“ setzt sich zum Ziel, die Nutzung der Gemeindehäuser durch eine höhere Sichtbarkeit und leichtere Zugänglichkeit zu intensivieren sowie neue Nutzungsideen zu entwickeln und umzusetzen. Insgesamt tragen die folgenden drei Maßnahmen damit zur Belebung der Ortsmitten bei und vergrößern das Angebot an Räumlichkeiten und Gestaltungsräumen in den beiden Kommunen.

1. Smarte Verwaltungs- und Nutzungslösungen

In einem ersten Schritt sollen die vorhandenen Angebote, Verfügbarkeiten und Ausstattungen der einzelnen Dorfgemeinschaftshäuser stärker sichtbar gemacht werden. Zu diesem Zweck werden sie gesammelt, ansprechend aufbereitet und zentral, in Bad Belzig u. a. über die Bad Belzig App sowie in Wiesenburg/Mark u. a. über das Webportal zur Verfügung gestellt. Räumlichkeiten, die in den Zentren von Bad Belzig und Wiesenburg zur Verfügung stehen wie bspw. das Kulturzentrum oder die Kunsthalle werden ebenfalls berücksichtigt. Das auf diese Weise gesammelte Wissen um die bestehenden Nutzungsmöglichkeiten der einzelnen Gebäude kommt damit allen Akteurinnen und Akteuren sowohl im Stadt- bzw. Gemeindezentrum als auch in den Ortsteilen zugute, indem es auf bisher ggf. unbekannte Angebote aufmerksam macht.

Eine moderne Organisation und Nutzung der Gebäude im Sinne von Dorfgemeinschaftshäusern 2.0 erfordert einfache, effiziente und nutzerfreundliche Lösungen. Durch die Entwicklung und Einführung eines digitalen Buchungs- und Schließsystems sollen Verfügbarkeiten und Ausstattungen sichtbar gemacht und ein einfacher Zugang ermöglicht werden. Ein integrierter digitaler Kalender für sich in Planung befindende Veranstaltungen soll zu einer besseren Terminabstimmung unter den Veranstaltern bzw. Nutzenden beitragen. Bei der Einführung des digitalen Buchungs- und Schließsystems werden sowohl die Dorfgemeinschaftshäuser in den Ortsteilen als auch die Räumlichkeiten in den beiden Zentren mitgedacht. Weiterhin soll das System auch auf die Gebäude des Smart Village Campus ausgeweitet werden (vgl. Kap. 5.3). Die digitalen Werkzeuge können dabei helfen, bestehende Kosten und Betreuungsaufwände zu senken, Menschen einfacher und effektiver miteinander zu vernetzen und mehr Transparenz und Austausch zu schaffen. Ihr Einsatz setzt die Verfügbarkeit einer entsprechenden Internetverbindung voraus.

2. Erprobung von Nutzungsmöglichkeiten an Pilotstandorten

Das Potential und die Kapazitäten der Dorfgemeinschaftshäuser sind bei weitem nicht ausgeschöpft. Zusätzliche und neue Angebote bieten die Möglichkeit einer höheren Auslastung und intensiveren Nutzung der Gebäude. Neue Funktionen können geschaffen, alte Funktionen wiederbelebt und weitere Nutzergruppen erreicht werden. Denkbar sind in diesem Zusammenhang u. a. (1) Dienstleistungen von bspw. Banken, Friseuren oder eine zentrale Paketannahme, (2) gastronomische Angebote, (3) die Schaffung von mobilen Arbeitsplätzen bspw. für Mitarbeitende der Verwaltung (vgl. Kap. 5.1), (4) Angebote zum Tauschen, Verleihen oder Verschenken von bspw. Geräten, Spielzeug, Sportzubehör oder Büchern sowie (5) Sportangebote bspw. über Kurse oder die Ausstattung mit Tischtennisplatte oder Tischkicker. An dieser Stelle ist auch eine Verknüpfung mit den Vorhaben des Landkreises Potsdam-Mittelmark vorstellbar, welcher im Rahmen seiner Digitalisierungsstrategie plant, digitale Bildungs- und Begegnungsräume sowie ggf. smarte Nahversorgungsmöglichkeiten zu schaffen. Mögliche neue Nutzungskonzepte sollen dabei an ausgewählten Pilotstandorten entwickelt, erprobt und evaluiert werden. Dabei steht die Umsetzung von bedarfsgerechten Lösungen im Vordergrund. In enger Zusammenarbeit mit den Einwohnerinnen und Einwohnern, dem Ortsbeirat und weiteren lokalen AkteurInnen werden Zielgruppen und Mängel analysiert, Interessen und Wünsche erfasst und darauf aufbauend neue Nutzungskonzepte erarbeitet. Um die Beteiligung für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen, werden sowohl digitale Formate bspw. über die Beteiligungsplattform oder soziale Medien angeboten als auch vor Ort analoge Befragungen und gemeinsame Besichtigungen durchgeführt. Die Anschaffung der benötigten Ausstattung und die möglicherweise notwendige bauliche Ertüchtigung der Gebäude ist dabei ebenso Bestandteil der Pilotprojekte wie die Erarbeitung eines Betreiberkonzeptes. Letzteres enthält neben einer Hausordnung Regelungen zu den Verantwortlichkeiten und der Kontrolle auf Sauberkeit, Unversehrtheit und Vollständigkeit der vorhandenen Ausstattungen sowie ein Konzept zur Wirtschaftlichkeit. Die erarbeiteten Konzepte und Erfahrungen aus den Pilotstandorten werden für die anderen Ortsteile aufbereitet und zur Verfügung gestellt und können bei Interesse und Bedarf adaptiert und weiterentwickelt werden.

3. Ortsteilefest

Um die verschiedenen Angebote, aber auch lokalen Besonderheiten und den eigenen Charme der Ortsteile stärker sichtbar und erlebbar zu machen und gleichzeitig den Austausch und die Vernetzung zwischen den Ortsteilen zu erhöhen, soll ein zwischen den Gemeinschaftshäusern rotierendes Ortsteilefest ausgerichtet und etabliert werden. Interessierte, Engagierte und Verantwortliche können sich so über Angebote in anderen Ortsteilen informieren und spezielle Funktionen wie bspw. Coworking-Strukturen testen und erleben. Das fördert nicht nur den Austausch und mögliche Synergien zwischen den verschiedenen Ortsteilen und dem Zentrum einer Gemeinde, sondern trägt auch zur interkommunalen Zusammenarbeit und Zusammenhalt bei. Hierbei sollen in keiner Weise, bestehende und sich seit vielen Jahren etablierten Ortsteilfeste ersetzt werden, sondern ein zusätzliches Angebot, das die unterschiedlichen Dorfgemeinschaftshäuser in den Fokus nimmt.

AkteurInnen

  • Bevölkerung vor Ort
  • Vereine, Bürgergruppen, Initiativen und andere potenzielle Nutzergruppen
  • Gemeindeverwaltung
  • Ortsvorstände und Ortsbeiräte
  • LEIIK (Leipziger Institut für Kommunikation)

Elemente/Werkzeuge des digitalen Ökosystems

  • Bad Belzig App
  • Beteiligungsplattform
  • Webportal Wiesenburg/Mark
  • Buchungs- und Schließsystem