Mobilitätscampus

Beitragsbild zu Mobilitätscampus

Ein vernetztes Bad Belzig ist eines der integrierten Leitbilder des Smart City Modellprojekts „Zukunftsschusterei“. Mobilität ist für Vernetzung ein Muss. Deshalb fördert das Smart City Modellprojekt Projekte im Handlungsfeld „Mobilität“, die durch digitale Mittel die Vernetzung Bad Belzigs vorantreiben.

In diesem Maßnahmenbündel werden gezielt Konzepte und Lösungen für die Mobilität in ländlichen Räumen gesucht und etabliert. Um diesem Bedarf nachzukommen und maßgeschneiderte Ansätze auch für den lokalen Kontext zu erarbeiten, wird ein Mobilitätscampus aufgebaut, der dafür sowohl den baulichen und organisatorischen Rahmen bietet als auch inhaltlich erste lokale Leitthemen verankert.

Herausforderung

Mobilitätsangebote werden oftmals im urbanen Kontext entwickelt. Die Voraussetzungen und Herausforderungen für Mobilität in ländlichen Räumen weichen jedoch teilweise stark von den dabei berücksichtigten städtischen Gegebenheiten ab, was ihre Übertragbarkeit aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten oftmals ausschließt. Die Abhängigkeit vom eigenen Pkw ist im ländlichen Kontext von Bad Belzig und Wiesenburg/Mark besonders hoch. Trotz der guten Anbindung an Potsdam und Berlin durch die Zugverbindung RE7 wird das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel insbesondere in den Randzeiten und am Wochenende vor allem in den weniger gut angebundenen Ortsteilen nur als unzureichend bewertet. Angebote und konzentrieren sich oftmals auf die Kernorte, sodass die durchschnittlichen Entfernungen vergleichsweise groß sind und die Nutzung des Fahrrads bzw. das Zufußgehen oftmals keine Option darstellen. Für all diejenigen Menschen, die nicht, noch nicht oder nicht mehr über einen eigenen Pkw verfügen können, sind Alltagswege bspw. zum Arbeitsplatz, der Schule oder zu medizinischen Einrichtungen mit teilweise erheblichen Schwierigkeiten verbunden und damit eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe nicht erfüllt.

Ziele

Leitziele

Starke Verbindungen

Unterziele

  • Wir entwickeln bedarfsgerechte und tragfähige (digitale) Lösungen, um das Angebot an nachhaltigen Mobilitätsoptionen in der Projektregion zu verbessern
  • Wir schaffen Möglichkeiten zum Teilen und zur gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen wie Wissen, Kompetenzen, Räumen, Geräten und Materialien

Ziele des Maßnahmenbündels

  • Identifizierung und Erprobung von zeitgemäßen (digitalen) und bedarfsgerechten Mobilitätslösungen für Bad Belzig und Wiesenburg/Mark
  • Entwicklung tragfähiger Betreibermodelle durch enge Zusammenarbeit mit Bevölkerung, Mobilitätsunternehmen und Start-Ups
  • Wissens- und Kompetenzaufbau sowie öffentliche Auseinandersetzung mit alternativen Mobilitätskonzepten

Wirkungsindikatoren

  • Anzahl stattgefundener/angebotener Veranstaltungen/Formate
  • Anzahl der Teilnehmenden bei Veranstaltungen/Formaten
  • Zufriedenheit der BesucherInnen/AnwohnerInnen
  • Anzahl ins Leben gerufener Projekte/Kooperationen

 Maßnahmen

In direkter Nachbarschaft zu einer vom Landkreis Potsdam-Mittelmark geplanten Mobilstation sowie dem Coconat, einem Anziehungspunkt für sowohl lokale als auch internationale Gäste, soll im Bad Belziger Ortsteil Klein Glien ein Mobilitätscampus entstehen. Dieser Ort, der selbst vor den Herausforderungen ländlicher Mobilität steht, ist prädestiniert dafür, real nutzbare Lösungen aus dem ländlichen Raum für ländliche Räume zu entwickeln. Die folgenden Maßnahmen des Maßnahmenbündels „Mobilitätscampus“ schaffen dafür den organisatorischen und baulichen Rahmen und sollen erste Lösungen liefern.

1. Aufbau des Mobilitätscampus

Eine erste Investition in den Mobilitätscampus ist bereits in der Strategiephase des Smart City Modellprojektes Bad Belzig und Wiesenburg/Mark getätigt worden: ein ehemaliger S-Bahn-Waggon wurde in Kooperation mit dem Smart Village e. V. auf dem Gelände aufgestellt und soll das Herzstück des entstehenden Campus bilden. Der Waggon sowie die umliegenden, zur Verfügung stehenden Gebäude sollen zunächst für die weitere Nutzung renoviert, ertüchtigt und bspw. zu Büros und Werkstattflächen ausgebaut werden.

Der gemeinnützige Smart Village e. V. übernimmt bei der Gestaltung des Campus eine wichtige Rolle. Als Träger der Maßnahme ist er maßgeblich bei der geplanten Erstellung eines Organisations- und Betreibermodells beteiligt und gewährleistet auch über den Projektzeitraum hinaus die Verstetigung des Mobilitätscampus. Zur Unterstützung bei diesen Koordinierungsleistungen und den damit verbundenen Aufgaben ist die Einstellung eines Campusmanagers oder einer Campusmanagerin angedacht. Die so geschaffene Stelle ist ebenfalls für die programmatische Ausgestaltung verantwortlich. Insgesamt soll eine Mischung aus Forschungs-, Bildungs- und Pilotprojekten umgesetzt werden, die um einzelne Events wie Fachtagungen oder Festivals, Residenzprogramme für Mobilitäts-Start-Ups oder Hackathons, Stammtische oder Prototyping-Sprints ergänzt werden. Der Mobilitätscampus. soll u. a als Treffpunkt für WissenschaftlerInnen, Mobilitätsdienstleister und Start-Ups fungieren, die gemeinsam an Forschungsprojekten zum Thema nachhaltige ländliche Mobilität arbeiten und ihre Ideen und Ansätze unter realen Bedingungen testen und auswerten. Über diesen Reallabor-Ansatz können auch Lösungen für ganz konkrete lokale Herausforderungen erarbeitet und Ideen erprobt werden (siehe dazu Maßnahmen b) und c)). Die hiesige Bevölkerung soll darüber hinaus über Angebote des Mobilitätscampus an das Thema Mobilität stärker herangeführt werden. In diesem Zusammenhang ist bspw. auch die Zusammenarbeit mit Schulen in Form von Projekttagen oder -wochen möglich.

2. Entwicklung und Erprobung von konkreten Lösungen

Der Mobilitätscampus soll insbesondere vor dem Hintergrund entstehen, Mobilitätslösungen aus dem ländlichen Raum für ländliche Räume zu entwickeln. Aktuelle lokale stadtentwicklungspolitische Herausforderungen, die im Handlungsfeld „Mobilität“ in der Region relevant sind, sollen gezielt thematisiert werden, entsprechende Lösungen erarbeitet und in dem genannten Reallabor-Ansatz erprobt werden. Durch dieses Vorgehen können sowohl externe Expertise in den Problemlösungsprozess einbezogen als auch die charakteristischen lokalen Gegebenheiten und AkteurInnen berücksichtigt werden. Mögliche erste Themen für diesen Prozess stellen bspw. (1) die Anbindung des Bahnhof Wiesenburg/Mark zum Ortskern, (2) die Anbindung des Bahnhof Bad Belzig an die Steintherme, (3) die Radverkehrsförderung im Hohen Fläming, (4) die Gestaltung der innerstädtischen Verkehrsführung in Bad Belzig oder (5) die Weiterentwicklung der Mobilstationen des Landkreises dar.

In Abhängigkeit der ausgewählten Themen kommen verschiedene digitale Werkzeuge zum Einsatz und sollen über die entsprechenden Anwendungsfälle weiterentwickelt werden. Die Open-Source-Mobilitäts-Anwendung bbnavi bietet bspw. die Möglichkeit, verschiedene Angebote und Informationen in Karten abzubilden. Die zusätzliche Routenplanungsfunktion gibt für verschiedene Verkehrsmittel die besten Wege und Verbindungen an. Diese Anwendung ist bereits in der Bad Belzig App bzw. wird in dem Webportal in Wiesenburg/Mark integriert und soll darüber nicht nur abrufbar, sondern Angebote auch buchbar werden. Verschiedene Sensoren z. B. für die Parkraumüberwachung oder Verkehrszählungen können ebenfalls im Kontext unterschiedlicher Fragestellungen genutzt werden.

Im Kontext des Mobilitätscampus soll darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark erfolgen. Am Standort des Mobilitätscampus plant dieser den Aufbau einer digitalen Mitfahrbank, welcher in die Überlegungen zur Buchbarkeit verschiedener Angebote einbezogen werden soll.

3. Zunkunftslinie RE7

Im gemeinsamen Landesentwicklungsplan für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werden entlang der schienengebunden Verkehrsachsen und in deren Umfeld sogenannte Entwicklungsachsen definiert. Im Sinne einer solchen Entwicklungsachse soll der Regionalexpress RE7 über Dessau-Berlin-Lübbenau-Senftenberg als wichtige überregionale Anbindung der Kommunen stärker in den Fokus rücken und in enger Kooperation mit den Anrainerkommunen so die „Zukunftslinie“ RE7 gestaltet werden. Dafür sollen die Erreichbarkeiten der Bahnhöfe verbessert, leerstehende Bahnhofsgebäude entlang der Strecke revitalisiert und die Bahnhofsumfelder stärker belebt sowie technische Neuerungen in den Zügen des RE7 selbst und an den Bahnhöfen erprobt werden.

Ein erster Schritt, um die interkommunale Zusammenarbeit in diese Richtung zu erleichtern und entsprechende Arbeitsstrukturen zu schaffen, ist durch den Regio.Hub gegeben – eine Maßnahme des Smart City Projektes in Potsdam. Unter dem gemeinsamen Dach des Regio.Hubs sollen sich verschiedene Aktivitäten regionaler Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft bündeln, die eine koordinierte, ressourcenschonende, effiziente, gleichberechtigte regionale Zusammenarbeit ermöglichen. Das Projektteam arbeitet an dieser Stelle mit den KollegInnen der Landeshauptstadt zusammen. Die Maßnahme „Zukunftslinie RE7“ stellt im Kontext des Mobilitätscampus eine konkretes Untersuchungsfeld dar, dass es mit dem Partnerprojekt zu verbinden gilt.

Elemente/Werkzeuge des digitalen Ökosystems

  • bbnavi
  • Sensorik

Akteure

  • Smart Village e. V.
  • Landkreis Potsdam-Mittelmark
  • RegioBus
  • DB mindbox
  • Forschungseinrichtungen
  • Universitäten/Hochschulen