Steckbrief: Planen mit Daten

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Die Maßnahme „Planen mit Daten“ dient dem Zweck der Erhebung, Auswertung und Nutzung von (Sensor-)Daten für die stadtentwicklungspolitische Planung und den kommunalen Katastrophenschutz. Ein erster Anwendungsfall

Die Maßnahme „Planen mit Daten“ dient dem Zweck der Erhebung, Auswertung und Nutzung von (Sensor-)Daten für die stadtentwicklungspolitische Planung und den kommunalen Katastrophenschutz. Ein erster Anwendungsfall im Bereich Katastrophenschutz anhand von Umweltdaten soll die Integration von Daten in die Prozesse der Stadtentwicklung als zukunftsfähigen Ansatz pilotieren. Der Anwendungsfall soll dazu beitragen, kommunalen Herausforderungen effizienter zu begegnen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Die nachfolgenden drei Teilmaßnahmen (TM) bauen aufeinander auf, bedingen sich gegenseitig und können demnach nur als integrierte Gesamtmaßnahme wirken. So ist eine solide Datengrundlage (TM 1) erforderlich, um das Potenzial der Klimadaten-Plattform (TM 2) zu nutzen, die perspektivisch Mehrwerte in verschiedenen Bereichen der Stadtplanung liefert. Im Rahmen der Maßnahme wird ein erster Anwendungsfall im Bereich des Katastrophenschutzes anhand von Umweltdaten (TM 3) pilotiert. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und BürgerInnen (Civic-Science) im Rahmen einer entsprechenden Arbeitsgruppe werden die vielfältigen Perspektiven, Expertisen sowie Datenquellen eingebunden und eine bedarfsgerechte Gestaltung der Maßnahme gewährleistet.

Die Maßnahme setzt sich aus den folgenden Teilmaßnahmen zusammen:

TM 1: Etablieren einer Umweltdateninfrastruktur im Rahmen einer Civic-Public Partnership

Um für die datenbasierte Stadtentwicklungsplanung sowie zur Pilotierung des Anwendungsfalls (TM 3) Umweltdaten sensorisch erfassen zu können, musss das LoRaWAN-Netz in der Projektregion großräumig ausgebaut werden. Die Maßnahme knüpft dabei an die Maßnahme „Smart Village People“ der Strategiephase an, bei der im Rahmen eines Kurses und mehrerer einzelner Workshops zur Installation und Nutzung von Umweltsensorik (insbesondere SenseBoxen) eine erste grundlegende LoRaWAN-Infrastruktur geschaffen wurde. Die Realisierung erfolgte in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Potsdam-Mittelmark sowie dem lokalen Umweltbildungsverein Lebendiger Lernort Arensnest. So befinden sich bspw. ein Gateway am Rathausturm und Sensorik zur Erfassung der Vitalität von Bäumen auf dem Marktplatz in Bad Belzig sowie im Schlosspark von Wiesenburg. Neben der Zusammenarbeit mit wichtigen kommunalen Stakeholdern, z. B. bei der Auswahl von Messpunkten, soll auch der Citizen-Science-getriebene Ansatz beim großflächigen Ausbau des LoRaWAN-Netzes weiterverfolgt werden. Zugunsten eines langfristig funktionierenden Betreibermodells soll eine Civic-Public-Partnership (zivilgesellschaftlich-öffentliche Partnerschaft) entwickelt werden. Die Gründung einer gemeinsamen Organisationsform bzw. das Etablieren einer gemeinsamen Organisationsstruktur (Verein, Genossenschaft, Stiftung o.ä.) stellt hierfür einen ersten wesentlichen Schritt dar. Die Organisation soll einen Rahmen für Aushandlungsprozesse zwischen den Kommunen bzw. kommunalen Betrieben, Vereinen, Initiativen und Privaten schaffen, aus dem klare

Vereinbarungen zu Verantwortlichkeiten im Hinblick auf Kosten, Wartung und Weiterentwicklung des LoRaWAN-Netzes ergehen.

TM 2: Weiterentwicklung der Klimadaten-Plattform inkl. Bestands- und Bedarfsanalyse

Während die Etablierung der Umweltdateninfrastruktur die „hardwareseitigen“ technologischen Voraussetzungen für die Maßnahme schafft, stellt die Weiterentwicklung der Klimadaten-Plattform das notwendige „softwareseitige“ Gegenstück dar. Erst sie ermöglicht es, aus den Daten die Informationen für die Stadtentwicklung und den kommunalen Katastrophenschutz zu gewinnen, in dem sie gesammelt, sortiert und visualisiert werden.

Die Klimadaten-Plattform bad-belzig.klima-daten.de stellt neben der Klimaschutzagenda ein zentrales Ergebnis des Projektes „Klimawerkstatt Fläming – Gemeinsam grüner leben“ dar, das zwischen 2022 und 2023 in Bad Belzig durchgeführt wurde. Das open-source Tool wurde in einem mehrere Monate dauernden Werkstattformat gemeinsam mit den BürgerInnen und zentralen AkteurInnen der Stadtgesellschaft entwickelt. Mit dem Projektende verbleibt die Webseite im Eigentum der Stadt und soll im Rahmen der Maßnahme weiterentwickelt und auf die Projektregion ausgeweitet werden. Die Klimadaten-Plattform bindet bereits lokale Sensordaten aus dem Umweltbereich ein und stellt diese grafisch dar.

Als ein erster Schritt der Teilmaßnahme soll eine umfangreiche Bestands- und Bedarfsanalyse durchgeführt werden, die zum einen bestehende Datenquellen sichtbar macht, die im Sinne von Open Data veröffentlicht werden, zum anderen die Datenbedarfe sowohl der Verwaltung als auch anderer AkteurInnen der Stadtgesellschaft erfasst. Der Fokus auf unterschiedliche Zielgruppen und das Zusammenwirken verschiedener Akteure erfordert darüber hinaus die Erstellung einer gemeinsamen Datenstrategie für Bad Belzig und Wiesenburg/Mark. Nur durch die Definition und Verankerung von Verantwortlichkeiten und Prozessen für die Datenerhebung bzw. -pflege, -qualitätsstandards und Metadaten sowie Nutzungsrechte kann die nachhaltige und effiziente Nutzung der Plattform gewährleistet und die Ansammlung von „Datenmüll“ sowie die Missachtung des Datenschutzes verhindert werden. Die Publikation „Datenstrategien in Kommunen. Handlungsempfehlungen zur praktischen Umsetzung“ der KTS ist hierbei handlungsleitend.

Darauf aufbauend soll im Rahmen des MPSC-Projektes die Klimadaten-Plattform zu einer Quelle für lokale und kleinräumige Daten entsprechend den steigenden Anforderungen ausgebaut werden. So soll sie einerseits die Stadtverwaltung bei Planungen unterstützen und andererseits der Stadtgesellschaft ortsbezogene Informationen liefern. Es handelt sich dabei um zwei wesentliche Zielgruppen der Klimadaten-Plattform, deren speziellen Bedarfe im Rahmen der Weiterentwicklung abgefragt und durch spezifische Funktionen berücksichtigt werden. Anforderungen der die Stadtverwaltung beziehen sich vermutlich z. B. auf den Export von Daten oder die Verknüpfung mit entsprechenden Fachanwendungen (siehe 4.), Anforderungen der Stadtgesellschaft insbesondere auf die Visualisierung und Darstellung der Daten, um aus ihnen die wesentlichen Informationen im Sinne der digitalen Teilhabe leicht erfassen zu können. Die Berücksichtigung der Feuerwehr als dritte wesentliche Zielgruppe wird in der Teilmaßnahme 3 beschrieben.

Die Weiterentwicklung der Klimadaten-Plattform ermöglich übergreifende Anwendungsfälle für die Stadtentwicklung und die Öffentlichkeit. Der Fokus der Anwendung liegt zunächst auf dem Thema Umwelt. Dazu werden bisher gesammelte Sensordaten z. B. zu Bodenfeuchte und Baumvitalität eingebunden. Wie in TM1 beschrieben, wird u.a. der Citizen-Science-Ansatz weiterverfolgt, wodurch auch das Datenangebot auf diese Art und Weise kontinuierlich erweitert wird.

Mit dem Ziel einer faktenbasierten Stadt- und Regionalentwicklung können diese Daten dann von der Verwaltung genutzt werden, um Maßnahmen des Wasserschutzes (z. B. im Hinblick auf Schwammstadt-Konzepte), des Baumbestandsschutzes und der langfristigen Waldbrandprävention (z. B. durch einen nachhaltigen Waldumbau) aus ihnen abzuleiten. Um auch in akuten Krisensituation auf Waldbrände regieren zu können, wird in TM3 eine Fachanwendung für die Feuerwehr konzeptioniert und entwickelt.

TM 3: Feuerwehr-Dashboard

Um die erhobenen Umweltdaten über die Klimadaten-Plattform in einem konkreten Anwendungsfall im Bereich Katastrophenschutz zielgerichtet einzusetzen, soll in Zusammenarbeit mit (Orts-)WehrführerInnen ein „Feuerwehr-Dashboard“ ausgearbeitet und entwickelt werden. Die (freiwillige) Feuerwehr erhält über einen eigenen thematischen Bereich „Feuerwehr“ innerhalb der Bad Belzig App relevante Umweltdaten (z.B. Bodenfeuchte, Baumgesundheit, Rauchentwicklung bei Waldbränden) für die Waldbrandgefahrenabwehr.  

Das Dashboard wird auch auf Anzeigetafeln und in Desktop-/Laptop-Browsern angezeigt. Eine niederschwellige, barrierearme Nutzung auf allen gängigen Endgeräten ist dadurch sichergestellt.

Ansprechpartner: Malte Specht

malte.specht[at]bad-belzig.de