Im Mittelpunkt der Smart-City-Maßnahmen steht das bereits gegründete Netzwerk „Gesund in Bad Belzig“, welches weiter ausgebaut und etabliert werden soll. Die acht versorgungs- und vorsorgerelevante AkteurInnen...
Laut Schätzungen der mitgliederstärksten Krankenkassen war das Jahr 2023 mit einem traurigen Rekord verbunden. So geht die DAK bspw. davon aus, dass zum ersten Mal seit vielen Jahren Beschäftigte im Durchschnitt auf deutlich über 20 Fehltage gekommen sind. Gleichzeitig ist die Versorgung durch niedergelassene Ärzte im Landkreis Potsdam-Mittelmark, der Stadt Bad Belzig und deren Ortsteilen relativ schlecht und nimmt weiter ab. Im Brandenburger Vergleich landet der Landkreis Potsdam-Mittelmark mit 140 ÄrztInnen auf 100.000 EinwohnerInnen auf dem vorletzten Platz. Nur der Kreis Spree-Neiße liegt mit 122 ÄrztInnen pro 100.000 EinwohnerInnen darunter. In Brandenburg an der Havel (215,6 ÄrztInnen/100.000 EinwohnerInnen) oder der nahegelegenen Landeshauptstadt Potsdam (268,1 ÄrztInnen/100.000 EinwohnerInnen) sind es im Vergleich dazu deutlich mehr (vgl. gesundheitsdaten.kbv.de).
Das Resultat sind volle Praxen, lange Anfahrtswege und wenig Flexibilität für PatientInnen und ÄrztInnen. Die Auswirkungen sind im Alltag zu spüren. Beteiligungsaktionen, Gespräche mit (zur Ruhe gelassenen) ÄrztInnen und „Stadt-ExpertInnen“ bestätigen diesen Trend. Dabei ist eine gute gesundheitliche Versorgung, insbesondere in ländlichen Räumen, wichtig und endet nicht an der Tür zum Krankenhaus oder der Schwelle zur Apotheke. Das wissen nicht nur die Gesundheitsakteure im Hohen Fläming. Vor allem, weil Bad Belzig als jüngster Kurort Deutschlands neben der Gesundheitsversorgung mit seinen Reha-, Fitness- und Kureinrichtungen eine ganze Reihe an zusätzlichen Vor- und Nachsorge-Angeboten beherbergt. Hinzu kommen Pflege- und mannigfaltige Therapie-Angebote in der Region. Im Rahmen des Smart-City-Modellprojekts sollen sie noch enger zusammengeführt werden. Dabei unterstützen die (digitalen) Maßnahmen, die in den nächsten vier Jahren unter der Überschrift „Gesundheit der Zukunft“ im Rahmen der Smart-City-Strategie ausgerollt werden.
„Gesund leben, gesund arbeiten, gesund reisen“
Im Mittelpunkt der Smart-City-Maßnahmen steht das bereits gegründete Netzwerk „Gesund in Bad Belzig“, welches weiter ausgebaut und etabliert werden soll. Die acht versorgungs- und vorsorgerelevante AkteurInnen Klinik Ernst von Bergmann Bad Belzig, Oberlin Rehaklinik, Steintherme, Stadt Bad Belzig, Relaxare, Deutsches Rotes Kreuz-Senioren-Wohngemeinschaft, HeilOrt, und ZeGG sind bereits vertreten, weitere KooperationspartnerInnen sollen perspektivisch eingeladen und bei Interesse in den engeren Kreis (Steuerungskreis) des Netzwerks aufgenommen werden. Neben dem Steuerungskreis besteht das Netzwerk aus einem „Förderkreis“ mit rund 30 AkteurInnen aus den Bereichen Medizin, Versorgung, Prävention, Therapie, Reha, Pflege, etc. Im Sinne einer Gesundheitsregion für den Fläming soll dabei ein steter Austausch mit der Partnerkommune Wiesenburg/Mark und den weiteren Nachbarkommunen, dem Landkreis und dessen Plattform „Mehr Zukunft“ (https://mehr-zukunft.info/) und dessen Förderprojekt „Smarte.Land.Regionen“ sowie dem Land Brandenburg und dem bundesweiten Förderprojekt Smart Cities gepflegt werden.
Das Motto bzw. die drei Ziele des Netzwerks für die Region lauten: „Gesund leben, gesund arbeiten, gesund reisen“. Das Netzwerk wird mit Unterstützung einer aus dem Smart-City-Budget finanzierten, neu geschaffenen Projektmanagementstelle „Gesundheit und Zukunft“ den Gesundheitsstandort durch Informationen, regelmäßige Veranstaltungen und Werbung für die Angebote in den Kommunen attraktiver für Fachkräfte machen und der Bevölkerung mithilfe einer digitalen Kur- und Gesundheitsplattform neue und zusätzliche Dienste ermöglichen.
Besagte Plattform für Kur, Pflege und Gesundheit stellt eine wesentliche Maßnahme des Bündels „Gesundheit der Zukunft“ dar. Als digitale, interaktive Übersicht soll sie dabei helfen, alle gesundheitsrelevanten Angebote an einem zentralen Ort zu sammeln, durch zusätzliche Informationen (bspw. zu einer möglichen Kostenübernahme, Wartezeiten, etc) zu ergänzen und durch eine Routenplanung oder eine Terminvereinbarung bei auf der Plattform gelisteten Anbietern zu erleichtern. Die Datenbank der Online-Übersicht soll über Schnittstellen automatisch aktualisiert werden, z.B. über die Datenbank der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburgs. Die Plattform soll über eine Browser-Variante für Desktop-Computer und Smartphones sowie über eine App-Anwendung innerhalb der kommunalen Bad Belzig App nutzbar gemacht werden.
Im Vorfeld soll mit der Unterstützung der neu geschaffenen Projektmanagement-Stelle eine Bestands- und Bedarfsanalyse durchgeführt werden, um konkrete Angebote in der Region zu ermitteln sowie um Handlungsoptionen und Potenziale im Bereich der Gesundheitsversorgung, Prävention, Reha und Pflege auszuloten. Dabei generierte Informationen und Übersichten dienen neben stadtentwicklungspolitischen Entscheidungsgrundlagen ebenfalls als inhaltliche Grundlage für die entstehende digitale Kur- und Gesundheitsplattform.
Neue Stelle für neue Aufgaben
Betraut mit der Umsetzung bzw. Koordinierung dieser Aufgaben wird ein/e ProjektmanagerIn „Gesundheit und Zukunft“. Zu den Tätigkeitsfeldern der neuen Stelle gehört neben der Durchführung der erwähnten Bestandsanalyse, die inhaltliche Betreuung der digitalen Kur- und Gesundheitsplattform, die Leitung der regelmäßigen Treffen des Gesundheitsnetzwerks, und auf diese Weise die Grundlage für eine Gesundheitsregion zu schaffen.
Die Stelle wird zu großen Teilen aus dem Smart-City-Budget finanziert. Ein Teil der anfallenden Kosten wird schon zu Beginn der Maßnahme von den Akteuren im Netzwerk „Gesund in Bad Belzig“ mitgetragen. Über ein gestaffeltes Betreibermodell sollen die Anteile der Akteure im Sinne einer Verstetigung über den Projektzeitraum nach 2027 hinaus zu immer größeren Teilen von den Kur-, Gesundheits- und Pflegeakteuren des Netzwerks übernommen werden.
Infos zu Barrierefreiheit in der Altstadt
Als erste Pilotmaßnahme soll auf der Gesundheitsplattform neben der Übersicht zu ÄrztInnen und GesundheitsanbieterInnen eine interaktive Barrierefreiheitskarte ihren Platz finden. Diese greift auf Daten von externen, kostenfreien Anbietern (bspw. wheelmap.org) und perspektivisch auch auf die der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH zu und soll den TouristInnen, Kurgästen und BürgerInnen Informationen zur Barrierefreiheit von Geschäften und öffentlichen Einrichtungen bieten. Ein Besuch der Altstadt soll damit für mobilitätseingeschränkte Menschen attraktiver und einfacher werden. Rückmeldungen der Gäste in der Steintherme oder der RehaKlinik zeigen, dass die Besucherinnen und Besucher Bad Belzigs sich mehr Informationen zu Freizeitaktivitäten rund um ihren Reha-Aufenthalt, ihren Tagesausflug in die Therme oder ihre Steppvisite am Marktplatz wünschen.